Die Janus-Köpfigkeit des Wassermann-Zeitalters

Die Widersprüche des Wassermann-Zeitalters sind vielfältig. Jede Zeit hat ihre Chancen und Herausforderungen. Gleichgültig, ob man der Astrologie zutraut, einen sinnvollen Beitrag zum Verständnis der aktuellen Lage zu leisten, ist es nützlich nach übergeordneten Trends zu forschen. Der Zeitgeist fördert bestimmte Tendenzen und behindert andere. Es gilt die Gunst der Stunde, den Kairos, zu nutzen.

Nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. -Victor Hugo

Janus Kopf Die Janus-Köpfigkeit des Wassermann-Zeitalters zeigt sich nicht nur in unseren Paar-Beziehungen, sondern in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens. Wikipedia: Janus symbolisiert die Dualität in den ewigen Gesetzen, wie etwa Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende, Zukunft/Vergangenheit, Links/Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles Göttliche immer einen Gegenspieler in sich birgt. Beide Seiten der Dualität entziehen sich dabei immer einer objektiven Wertung und sind damit weder gut noch schlecht.

Das Wassermann-Zeitalter ist charakterisiert einerseits durch technik-gläubigen Machbarkeitswahn, andererseits durch Freundschaft zwischen bisher nicht denkbar unterschiedlichen Menschen: Über Grenzen von Nation, Herkunft oder Religion oder Identität  hinweg.

Traditionelle Bindungen lösen sich. Mitgliedschaft im Verein wird abgelöst von spontaner Teilnahme an einem Flash-Mob für einen aktuellen Zweck.

Bürgerräte: Eine nach Zufall ausgewählte Anzahl von unterschiedlichen Menschen, die sich mit einem Problem, mit dem sie sich bisher nicht befasst waren,  beschäftigen, um neue Lösungen zu finden. Kriterium für ihre Auswahl ist nicht ihre Kompetenz, sondern die Unterschiedlichkeit ihrerer Erfahrungshorizonte und Interessenlagen.

Macron hatte den Bürgerrat schon im Wahlkampf 2017 versprochen und schließlich nach den wochenlangen Protesten der Gelbwesten eingeführt.
Siehe Die Zeit

Macron ist ein typisches Gewächs des Wasssermann-Zeitalters: Statt seinen Aufstieg über eine der klassischen linken oder rechten Parteien zu wählen, gründete er die Bewegung „La République en Marche!“ Es ist erstaunlich, dass er mehr als eine Legislatur-Periode an der Macht blieb: So schnell wie seine Bewegung an die Macht kam, so schnell kann sie auch wieder verschwinden.

 

Nicht altbackene Partei-Strukturen sondern ortsnahe Bürgerbewegungen und spontane Hilfsbereitschaft im Katastrophenfall: Der Moment ist wichtiger als die Dauer.

Die Gunst der Stunde zu nutzen ist wichtiger als das Kümmern um ein chronisches Problem. Intuition ist deshalb wichtiger als langfristige Konzepte.

Zeitgeist: Freundschaft, Gespür für die Chancen des Augenblicks: Nutzen, was sich gerade bietet. Dialog ist das Entscheidende: Männlich-weiblich auf Augenhöhe. Im Ran-Gehen: Komplementäre Kräfte zusammenbringen, damit das Ganze mehr wird als die Summe der Teile.

Überwinden der Empathielosigkeit. Die Angst des Mannes, der Frau einen ebenbürtigen Platz zu geben, soll überwunden werden.

Was macht Frauen so bedrohlich für Männer? Was ist der Kern der Angst vor dem Weiblichen? Angst vor Irrationalität.

Freud: Die übergriffige Mutter, die den kleinen Jungen vereinnahmt und überfordert: Denn er soll besser werden als der Papa.

Die nicht-konkurrierende Ebene gilt es zu entdecken.

Die Angst vor der Irrationalität ist genauso gefährlich wie die Irrationalität. Die Gefahr kann gebannt werden durch gemeinsames Ringen.

Akzeptanz des Anderen, des Unverständlichen

Empathie ist unter anderem die Akzeptanz von etwas, was von dem anderen kommt, egal ob man damit übereinstimmt oder nicht.

Staunen darüber, dass man sich öffnen kann gegenüber etwas, was man nicht versteht. Das Andere würdigen, ob man es versteht oder nicht.

Jungen müssen einen Paradigma-Wechsel vollziehen: Erst ist die Mama, dann der Papa der Orientierungspunkt. Mädchen müssen diesen Paradigma-Wechsel nicht vollziehen. Heute müssen die Jungen nicht mehr Soldaten und hart werden. Aber sich nicht mehr am Vater orientieren zu müssen ist auch eine Herausforderung.

Männer haben in der Vergangenheit oft ihre Frauen wegen ihrer emotionalen Äußerungen ausgelacht. Was jetzt ansteht ist ein Lachen über Unerwartetes statt Auslachen. Ein Dreh ist erforderlich: Weg von der Aggression hin zu dem mitschwingenden Respekt.

Realismus und Utopie: Beides hat eine Berechtigung. Beides muss möglich sein und nebeneinander gleichberechtigt gewürdigt werden.

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